Früher war das Lüften von Wohnungen kein Thema: Durch undichte Fenster, schlecht gedämmte Außenwände, Fugen und Ritzen wurde auch bei geschlossenen Fenstern Luft ausgetauscht.
Bei dieser Art des unkontrollierten Lüftens ging aber viel Energie verloren und entsprechend kräftig musste geheizt werden. Um Heizenergie einzusparen, wurden und werden in Deutschland Gebäude bei Sanierungen immer besser isoliert und mit modernen Fenstern ausgestattet. Doch neue dichte Fenster mit Wärmeschutzverglasung sind nicht ganz unproblematisch.
„Bei unverändertem Lüftungsverhalten wird die beim Duschen, Kochen und Waschen entstehende Luftfeuchtigkeit aus Wohnräumen, Küchen und Bädern nicht abgeführt", sagt Dirk Petersen von der Verbraucherzentrale Hamburg. Dies führe zu einer Erhöhung der relativen Luftfeuchte. Vor allem in schlecht gedämmten Altbauten könne es dann zu Tauwasserbildung an den Innenoberflächen kalter Außenbauteile kommen. Das fördere Schimmelwachstum.
Lüften ist aber nicht nur deswegen unverzichtbar für die Gesundheit der Bewohner. Mangelnde Lüftung in geschlossenen Räumen führt auch zu hohen Konzentrationen von Kohlendioxid, das der Mensch über die Atmung abgibt. Die CO²- Belastung beeinträchtigt das Wohlbefinden und die menschliche Leistungsfähigkeit. Auch Schadstoffe wie Zigarettenrauch oder Gifte aus Farben oder Möbeln können die Raumluft belasten und müssen heraus gelüftet werden.
Je luftdichter ein Gebäude ist, desto wichtiger ist regelmäßiges Lüften. „Wenn klassisch mit Hilfe der Fenster gelüftet wird, sollten diese in jeder Jahreszeit mehrmals täglich vollständig geöffnet werden“, rät Petersen. Auf keinen Fall sollte durch gekippte Fenster gelüftet werden. Bei der so genannten Querlüftung werden gegenüberliegende Fenster und Türen in verschiedenen Räumen geöffnet. Auch das kurzfristige komplette Öffnen einzelner Fenster verbessert das Raumklima bereits deutlich.
„In Wohnräumen sollte die relative Luftfeuchtigkeit etwa zwischen 40 und 60 Prozent liegen“, sagt Petersen. Eine Luftfeuchtigkeit unter 40 Prozent ist laut Petersen die untere Wohlfühlgrenze. Bei mehr als 60 Prozent vermehren sich Schimmelpilze und Hausmilben. Gerade bei Energiesparhäusern kann der Wärmeverlust durch falsche Lüftung eine zu hohe Raumluftfeuchtigkeit entstehen. „Um solche Schäden vorzubeugen, sollten Neubauten, aber auch sanierte Altbauten möglichst mit einer Wohnungslüftungsanlage ausgerüstet werden“, rät Jens Knissel vom Institut Wohnen und Umwelt in Darmstadt.